Geri Dön

Çeviri eğitiminde ve çeviride koşut metinler Hukuk alanında kuşut metin çalışmalarının kapsamı işlevleri ve yöntemleri

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  1. Tez No: 128132
  2. Yazar: F. SAKİNE ERUZ
  3. Danışmanlar: DOÇ. DR. A. TURGAY KURULTAY
  4. Tez Türü: Doktora
  5. Konular: Alman Dili ve Edebiyatı, Mütercim-Tercümanlık, German Linguistics and Literature, Translation and Interpretation
  6. Anahtar Kelimeler: Belirtilmemiş.
  7. Yıl: 1999
  8. Dil: Türkçe
  9. Üniversite: İstanbul Üniversitesi
  10. Enstitü: Sosyal Bilimler Enstitüsü
  11. Ana Bilim Dalı: Alman Dili ve Edebiyatı Ana Bilim Dalı
  12. Bilim Dalı: Belirtilmemiş.
  13. Sayfa Sayısı: 272

Özet

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Özet (Çeviri)

231 7. ALMANCA ÖZET Zusammenfassung Paralleltexte in der Ausbildung und Berufspraxis An Beispiel der Fachübersetzung im Rechtswesen Das 'heikle' Thema“der Paralleltext”wird von jedem Translatologen mehr oder weniger angegangen. Den Begriff 'Paralleltext', 'Arbeit mit Paralleltexten' in der angewandten Translatologie167 finden wir u.a. bei Wilss, Reifi/Vermeer, Hönig, KuBmaul, Stolze, Toury und in der anderweitigen Periodika wie bei Textcontext und in den Lebenden Sprachen. Überall wird die Arbeit mit Paralleltexten - mal unter Benennung des Begriffes, mal auch verdeckt - angepriesen. Es scheint jedem Translatologen im allgemeinen, dem Didaktiker im besonderen bekannt zu sein, wie man mit Paralleltexten arbeitet. Wenn Kufimaul behauptet“ Remember there is the parallel activity technique for removing mental blocks and getting back you fluency of thinking.'”(Kufimaul 1995:50), so scheint jeder, der mit Übersetzen und Dolmetschen zu tun hat, zu wissen, wann, wie und wo man diese sog. Paral- leltexttechniken einsetzt. Es ist wie ein Wunderstab, man braucht nur an Paral- leltexttechniken zu denken, sogleich kann man den Zieltext funktionsgerecht her- anzaubem. Das dem nicht so ist, haben mich sowohl die Ubersetzungspraxis, wie auch die Übersetzungs- übungen mit den Studenten168 gelehrt. 167 Obwohl sich meine Arbeit primâr auf die Obersetzung bezieht, wurde dieser Begriff wissentlich der Ubersetzungswissenschaft vorgezogen, da ich die Meinung vertrete, daB auch das Dolmetsch- studium in den ersten Studienjahren im allgemeinen, in den letzten Studienjahren und im Beruf im besonderen (Vorbereitung auf eine Konferenz) von der Palleltextarbeit profitiert. Hierbei verstehe ich den Begriff 'Text' im weitesten Sinne, somit stellt das Mundliche auch einen gesprochenen Text dar. Aus diesem Standpunkt gesehen, sind Dolmetscher sogar viel intensiver auf das Wechselspiel der Paralleltexte angewiesen. Durch ihre Dolmetschtâtigkeit betinden sie sich sozusagen stândig in dem Areal der gesprochenenen (und zeitweise auch der geschriebenen) Paralleltexte. 168 Die maskuline Form stent aus schreibökonomischen Grimden und schlieBt die feminine Form mit ein.232 Daraus können wir resümieren : Der einschlâgjgen Literatür ist folgendes zu entnehmen : Paralleltexte sind etwas“Gutes”Und zwar a. tur Lehrende b. för Lemende Dadurch wird dieser dermaBen konkrete Begriff zu einem Abstraktum. Zwar werden von Zeit zur Zeit immer wieder einige Paralleltexte, z.B. Ge- brauchsanweisungen, Gerichtsurteile u.a. Textsorten, die zu verschiedenen Zeit- punkten bzw. von verschiedenen Übersetzern oder von dem gleichen Übersetzer in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, angetuhrt, doch ist das Ziel solcher Artikel nicht die Arbeit mit Paralleltexten an sich, sondem das Aufzeigen der verschiedenen Übersetzungsperioden, Übersetzungsfehlverhalîen oder gar konfrontative Übersetzungsarbeiten. Sowohl in der deutschen, wie auch in der englischen und türkischen Literatür ist es kaum möglich, etwas 'Konkretes' über die Paralleltextdefinition und -arbeit zum Erwerb der translotorischen Kompetenz vorzufmden. Bei meinem eigenen strapaziösen Werdegang vom Philologen mit GermanistikabschluB zur Übersetzerin und Dolmetscherin bis hin zur Hochschuldozentin und zur Übersetzungsdidaktikerin wurde ich immer wieder, und zwar in der ersten Zeit intiutiv, spâter kognitiv von Paralleltexten begleitet. Sie waren mir eine Hilfe, wenn mal die restlichen Nachschlagwerke und die 'Fachfreunde' versagten. Auch der Überseîzungsunterricht lieB sich mit Paralleltexten recht ergiebig gestalten. Jedoch waren meine Bemühungen, diese Paralleltexte anhand der einschlâgigen Literatür fur den Unterricht zu systematisieren nicht sehr ergiebig, so daB ich bei dem Versuch, die Paralleltextarbeit tur den Übersetzungsunterricht zu erschliefien, die Beziehung der 'Paralleltexte' zur 'TexterschlieBung und translatorischen Kompetenz' viel intensiver zu befragen hatte. Hierbei bin ich über meine langjâhrigen Erfahrungen mit juristischen Texten als Dolmetscherin und Übersetzerin und von übersetzungsbezogenen Veranstaltungen tur das Sprachenpaar Türkisch-Deutsch169 ausgegangen. leh habe 169 Die Verfasserin arbeitet seit 1986 als Dozentin an der Geisteswissenschaftlichen Fakultât der Universitat istanbul und hat u.a. an der Fremdsprachenschule der Universitât 'Deutsch als Fremdsprache' unterrichtet (3 Jahre), so dann an der didakîiscfaen und germanistisehen Fakultât fachtext- und übersetzungsbezogene Fâcher erteilt und gibt seit der Gründung der Translationsabteilung im Jahre 1994 in diesem Fachbereich übersetzungsbezogene Veranstaltungen.233 versucht unter anderem auch die Interferenzfehler, die tûrkischen Studenten in beide Sprachenrichtungen170 immer wieder und unnachgiebig begehen, durch Paralleltextubungen zu minimalisieren. In diesem Sinne haben mich besonders folgende Fragen interessiert : > Was ist überhaupt ein Paralleltext ? > Was stent in der einschlâgigen Literatür über den Paralleltext ? > Warm kann man einen Text als einen Paralleltext bezeichnen ? > Wann ist dieser Text im Übersetzungsunterricht einzusetzen ? > Wann ist er nicht einzusetzen, ja sogar zu vermeiden ? > Was alles kann man mit diesem Textgebrauch aufzeigen ? > Wozu eignet sich dieser weniger ? > Welche Zusammenhânge bestehen zwischen der Paralleltextarbeit und Linguistik bzw. Textlinguistik ? > Welche Rolle spielen Paralleltexte in dem Sprachenpaar Türkisch - Deutsch ? > Wie ist diese Rolle auf der Ebene der Textsortenkonventionen zu konstatieren ? > Wie ist diese Rolle auf der Ebene der juristischen Texte zu beurteilen ? > Wann kann man von einem effektiven Einsatz der Paralleltexte in den Übersetzungsübungen sprechen ? > Welche Voraussetzungen müssen hierfur seitens der Studenten und des Lehrenden erfiillt sein ? > Wie beschafft man - der Dozent, der Übersetzer, der Dolmetscher, der Student - den Paralleltext ? > Was fur eine Rolle fallt den Fachleuten hierbei zu ? > Wie sieht in diesem Rahmen die Zusammenarbeit mit den Fachleuten aus ? > Was fur eine Rolle nimmt der Paralleltext im Rahmen der Recherchiermittel ein ? > Wie ist das Verhaltnis des Studentenprofils zum Einsatz der Paralleltextarbeit ? > Welche Progression sollte hierbei beachtet werden ? > Verhaltnis des Fachwissens zur Palleltextarbeit ? > Wie kann die Arbeit mit Paralleltexten als eine textsorteniibergeordnete Methode den Studenten vermittelt werden ? 170 Die Studenten in der Translationsabteilung an der Istanbuler Universitât sind zumeist Rück- kehrerkinder, die die beiden Sprachen zwar in der Umgangssprache ziemlich gut beherrschen, jedoch Mühe haben, sich schriftlich auszudrücken. Weiterhin machen sie, da sie die Sprache 'unbewuBt' gelernt haben, dies gilt sowohl flir das Türkische wie auch fiir das Deutsche, Interferenzfehler, die auf das Sprachenpaar Türkisch-Deutsch' zurückzufûhren sind. Da jedoch in den letzten Jahren die Rlickkehrenvelle abklingt, kommen auch Studenten, die das Deutsche in der Türkei gelernt haben, diese wiederum beherrschen die Grammatik besser, machen aber ausgehend von der tûrkischen Sprache Interferenzfehler.234 Nachdem ich in den Übersetzungsübungen stândig mit solchen und âhnlichen Fragen konfrontiert wurde, habe ich die einschlâgige literatür nach dem Parelleltext durchforscht. Das lieferte jedoch keine schlüssigen Antworten auf meine Fragen. So mufite ich eher auf konkrete eigene Erfahrungen und empirische Untersuchungen zuriickgreifen, urn diese Fragen zu durchleuchten und zu bestimmten Ergebnissen zu gelangen. Bekanntlich braucht der Übersetzer bzw. der Dolmetscher trotz seines weitgefacherten Berufsfeldes nicht allwissend zu sein. Doch sollte er sich, urn die Produktion eines fehlerhaften Zieltextes zu vermeiden, seiner eigenen Grenzen bewufit sein. Hönig/Kufîmaul bringen dieses sog. 'BewuBtsein' wie folgt zur Sprache:“Beim kompetenten Übersetzer leuchtet ein rotes Warnlampchen auf bevor er aufgrund einer mangelhaften fremdsprachlichen Kompetenz falsch übersetzf (1982:11) In diesem Sinne muB der kompetente Übersetzer bzw. Dolmetscher auch wissen, wie er in diesem bestimmten Fall seine Grenzen ausweiten und die fallspezifische adaquate Lösung einbringen kann. Mit anderen Worten, er muB sich der jeweils erforderlichen Recherchiermittel bewufit sein. Nach Holz-Mânttari kann ”... der Translator auf der Basis der falliibergreifenden Handlungsbasis im Prinzip jede Textbestellung professionell bearbeiten“ (1986: 368). Mit dieser Feststellung kommt der Recherchierkompetenz eine sehr wichtige Rolle zu. Wie wird nun diese Recherchierkompetenz den Studierenden vermittelt? Zwecks ökonomischer Lösungen regt Kurultay eine variativ-kreative Einsetzung der Recherchiermittel an (1997: 12). Wie ist demzufolge der Paralleltext, der in diesem Sinne zu den primaren Recherchiermitteln zahlt, einzuordnen und zu welchem Zeitpunkt soil er im Unterricht eingesetzt werden, damit die Studierenden dieses o.a. 'BewuBtsein' erlangen ? Paralleltexte haben die Eigenschaft, die Kultur, in der und fur die sie entstanden sind, zumeist unverfalscht widerzuspiegeln. Schon aus diesem Aspekt sind sie zur Erlangung der translatorischen Kompetenz fur den Übersetzungsunterricht unvermeidliche primâre Hilfen. Doch verlangt ihr Einsatz vom Didaktiker viel Fingerspitzengefuhl und sowohl didaktisches, wie auch translations- und praxisbezogenes Fachwissen. Desweiteren erfordert die Erstellung der Paralleltexte ein sytematisches Vorgehen, das sehr gut übedeg, eingeptound steteaktuaMertwerdmmuB.235 Denn erfolgt der Einsatz mit dem richtigen Ausgangs- und Paralleltext nicht zum richtigen Zeitpunkt, kann man viel mehr Inkompetenz fördern, als die beabsichtigte Kompetenz. In diesem Sinne sollte der Didaktiker über das richtige TimingbewuBtsein verfugen. Dieses BewuBtsein ist wiederum in einem gewissen Sinne ein curriculares Problem, denn bei der Einsetzung der Paralleltexte müssen die Studenten über ein bestimmtes holistisches Fach-, Sach- und Weltwissen verfugen, urn die Zeichen in den Texten kulturadaquat zu deuten. Will der Didaktiker vermeiden, daB die Arbeit mit Paralleltexten in ein unreflektiertes Auswendiglernen ausartet, so mufi gewahrleistet werden, daB die Studierenden über ausreichendes themen- und translationsbezogenes Fachwissen verfugen. Ziel dieser Arbeiten sollte die methodische Vermittlung der Arbeit mit Paralleltexten sein, damit die Studierenden in ihrem weiteren Berufsleben, sogleich wenn wieder dieses ' WarnlampcherC aufleuchtet, sichaufdiese Arbeitsmethode besinnen können. Auch die Beschafrung der Paralleltexte, die ziemlich problematisch sein kann, sollte methodisch von dem Dozenten angegangen werden. In diesem Sinne ist die Zusammenarbeit mit Fachleuten als Ansprechspartner eine unverzichtbare Hilfe. Doch kann man Texte, die als Paralelltexte einen roten Faden darstellen auch selbst zusamrnentragen und desweiteren von diesen Texten als Terminologiebanken profitieren. Paralleltexte sind sehr gut dazu geeignet, auf den einzelnen Studierenden zurechtgeschnittene Terminologiedaten zu erstellen. Die vorstehend in groben Zügen geschilderten Ziele der Arbeit mit Paralleltexten, sind die Vermittlung der translatorischen Kompetenz im Sinne der ErschlieBung der jeweils kulturbezogenen Vertextungselemente und -ketten, die Gestaltung des Zieltextes und die schrittweise und immerwahrende Ausweitung der translatorischen Kompetenz. Die Arbeit umfaBt funf Hauptteile, wobei ich der Meinung bin, daB, um die Arbeit mit Paralleltexten ins richtige Licht zu riicken, alle Teile mehr oder weniger gleichgewichtig sind. Denn ohne den theoretischen Rahmen (Teil 1) festzusetzen, artet die praktische Arbeit, sprich Übersetzungsübungen, in eine Art Sisyphusarbeit aus. Die Beziehungen zwischen den Textsortenkonventionen, uberwiegend auf236 die Sachtexte bezogen, werden im zweiten Teil vorgestellt, und die Paralleltext arbeit aus diesem Aspekt bewertet Teil 3 umfafit die Textsorte 'juristische Texte' und stellt die diesbezuglichen Textsortenkonventionen im Türkischen und Deutschen vor. Teil 4 und 5 hingegen beziehen sich direkt auf Paralleltexte. Im Teil 4 wird 4 der Paralleltext' beschrieben und definiert und im Teil 5 wird die Arbeit mit Paralleltexten anhand von Beispielen konkretisiert. Im Teil 1 werden die zielkulturorientierten theoretischen Ansâtze, die fur die Paralleltextiibungen die Grundlage bildeten, erörtert. Der Ausgangspunkt ist die Skopos-Theorie, das translatorische Handeln und die deskriptiven Ansâtze. In diesem Teil werden diese Ansâtze im Bezug auf die Paralleltextarbeit durchleuchtet und durchfragt. Teil 2 bezieht sich auf die Textsortenproblematik; hierbei ist zu erwahnen, dafi die einschlâgigen Arbeiten in diesem Bereich in der Tûrkei so wie auch in Deutschland iiberwiegend von den Linguisten vorgenommen werden, dafi jedoch zumindest in der Türkei diese Arbeiten zumeist nicht das Niveau der Textlinguistik erreichen und diese Arbeiten somit fur die Übersetzungsdidaktik so gut wie unbrauchbar sind. In diesem Teil wird versucht, die Problematik der Paralleltextarbeit aus der Sicht der Textsorten darzustellen. Im Teil 3 wird, da die Arbeit mit Paralleltexten anhand juristischer Texte konkretisiert wird, die Problematik der juristischen Texte angegangen. Um diese Problematik zu veranschaulichen, wird die Lage der Gesetzgebung in der Türkei ausfûhrlicher dargelegt, da schon die Gesetze der Türkischen Republik an und fur sich 'Paralleltexte' sind; denn als die Republik im Jahre 1923 gegründet wurde, wurden die europâischen Gesetze mittels Übersetzung übernommen. Demzufolge sind nahezu sâmüiche Gesetzbücher der Türkei übersetzte Texte171, Erschwerend kommt hinzu, daB die türkische Sprache, damals durchwirkt vom Persischen und Arabischen, sich standig ândert, jedoch die Gesetze von damals sich 171 Zu weiteren Einzelheiten darüber s. Hirsch, Ernst E.(1982) Aus des Kaisers Zeiten durch Weimarer Republik in das Land Atatürks, eine unzeitgemaBe Autobiographie', Sweitzer Verlag, Hirsch, Ernst E., (1981) Rezeption als sozialer Proze/i, Erlâutert am Beispiel der Türkei. Duncer & Humblot- Berlin237 immer noch dieser 'osmanischen' Sprache bedienen. Unter Beriicksichtigung dieser besonderen Gegebenheit gewinnt die Paralleltextarbeit auch in der Zielsprache andere Züge. Teil 4 befaBt sich mit dem eigentlichen Thema und untersucht den Einsatz der Paralleltexte in der Übersetzungsdidaktik. In diesem Rahmen wird auch versucht, den Begriff 'Paralleltext' in der einschlagigen Literatür emzufangen, was sich aber sehr bald als ein sehr schwieriges Unterfangen darstelİL Der Weg fuhrt uns dabei an Wilss, Thiel, Holz-Mânttâri, Nord, Baker, Hönig, Kuömaul, Reifi, Stolze, Toury, Hartmarm, Kurultay und an viele hier nicht benannte Translatologen und Linguisten vorbei. Vor allem ist festzuhalten, daB sich die meisten darüber einig sind, dafî in erster Linie der Zieltext ein Paralleltext darstellt, zweitens werden alle Texte, die die gleichen öder âhnlichen Funktionen in der Ausgangs- und Zielkultur erfullen als Paralleltexte bezeichet. Eine iibersetzungsrelevante Definition der Paralleltexte ist jedoch nicht anzutreffen. Ausgehend von den bisherigen Angaben und der Anwendung der Paralleltexte bei den Übersetzungsübungen wird in der Arbeit eine eigene Paralleltextdefinition unterbreitet, und zwar wird unter Paralleltext, jedmoglicher Text, der unter dem Aspekt der funktionellen Herstellung des Ziel- textes. uns zur ökonomischen Lösung der Übersetzungsprobleme fuhrt, verstanden. In diesem Sinne lautet der Defmitionsversuch : Die Paralleltexte sind jene Texte im ÜbersetzungsprozeB mit Gemeinsamkeiten verschiedenen Grades und verschiedener Aspekte zum Ausgangstext, welche durch empirische und authentische Daten textueller Art, bei der ErschlieBung des Aus- gangstextes, sowie bei der Gestaltung des Zieltextes die Grundlage der trans- latorischen Entscheidungen bilden. Im Rahmen dieser Definition wird die Paralleltextarbeit kategorisiert und ausfîihrlich mit konkreten Beispielen spezifiziert. Wv unterscheiden zwischen Paralleltexten in der Ausgangssprache und Paralleltexten in der Zielsprache, wobei die zielsprachlichen Paralleltexte entweder im Zielland enstandene Originaltexte oder auch die tunktionierende Obersetzung der Ausgangstexte darstellen können.238 Demzufolge können wir die Paralleltexte und die Sele der Arbeit mit Paralleltexten wie folgt zusammenfassen : Im Teil 5 wird die Arbeit mit Paralleltexten anhand von Beispielen vorgefuhrt und es wird dargelegt, warum diese Texte ausgesucht wurden. Die Texte werdenim239 Rahmen ihres Beitrags zur übersetzerischen Kompetenz hinterfragt und die Arbeit, die man an jedem Text durchfuhren kann, wird vorgestellt. Um die Angaben zu Paralleltexten und zur Paralleltextarbeit zu veranschaulichen, werde ich diesen Teil ausfuhrlicher darstellen. Vorerst eine tabellarische Übersicht über den Ausgangstext und Paralieltexte in der Ausgangs- und Zielsprache172 : Als Ausgangstext haben wir uns fur einen tiirkischen EhescheidungsbeschluB entschieden, denn in dem Sprachenpaar Türkisch-Deutsch gehören u.a. die Ehescheidungsbeschlüsse sowohl in der Türkei, wie auch in Deutschland zu den hâufıgen Übersetzungsauftrâgen173. 172 Die Studenten in der Translationsabteilung der Universrtât Istanbul können sich im flinften Semester fur die Fachiibersetzung Wirtschaft oder Jura entscheiden. Die hier vorgestellte Arbeit wird i.d.R. mit Studenten, die sich fur 'Jura' entschieden haben, im siebten Semester durchgenommen. 173 Fur die Paralleltextarbeit solken nach Möglichkeit immer praxisorientierte Texte, d.h. Texte, die auch wirklich und 'oft' übersetzt werden, eingesetzt werden.240 Wir werden versuchen, die Paralleltextarbeit, wobei wir diese Arbeit im weitesten Sinne als ein Mittel zum Erwerb der ûbersetzerischen Kompetenz und des beruflichen VerantwortungsbewuBtseins senen, an einem kurzen Ausschnitt aus der Arbeit (s. 174-223) a) an Paralleltexten in der Ausgangssprache (s. 181-195) b) an Paralleltexten in der Zielsprache (s. 196-221) zu konkretisieren. Aus den vorstehend benannten Griinden erachten wir es besonders bei juristischen Texten, die ein weitgefachertes Welt-, Fach und Sprachwissen verlangen, fur erforderlich, bei der Paralleltextarbeit auch ausgangssprachliche Texte einzusetzen. In diesem Sinne, haben wir uns auch fur die vorstehend angefuhrten ausgangssprachlichen Paralleltexte enschieden. In der ersten Tabelle zur Paralleltexten (s. S. 238) werden die anvisierten Ziele der ausgangssprachlichen Paralleltexte angeschnitten. Unter anderem sollen die Studenten mit den Textsortenkonventionen der juristischen Texte, die im Turkischen auch den veralteten Syntax- und Sprachgebrauch mit einschlieBen, vertraut gemacht werden. Desweiteren dienen diese ausgangsprachlichen Paralleltexte(s. S. 239) dazu, das Funktionieren der diesbezüglichen Rechtsgeschâfte in der Türkei ins richtige Licht zu rücken; mit anderen Worten, die Studenten sollen über die Funktionen der juristischen Texte reflektieren; denn ohne eine 'Vollmacht' karın der Antragssteller bzw. der Antragsgegner nicht von einem Rechtsanwalt - in unserem Fall genannt 'der ProzeBbevollmâchtigte' - in einem Gerichtsverfahren vertreten werden. Auch 'der Auszug aus dem Personenstandsregister' ist in der Türkei lebenswichtig, und die diesbezüglich tabellarischen Angaben in dieser Urkunde werden in dem Gerichtsurteil in einer sehr veralterten und komplexen Syntax wiederaufgenommen. Der Ausschnitt aus dem Gesetzbuch bingegen wird in dem Urteil bei dem Scheidungsspruch reflektiert, und zwar wird der Wortlaut samt Paragraphenangabe wiederholt.241 Die Arbeit mit den vorstehenden ausgangspiachlichen Paralleltexten dient dazu, primar den Ausgangstext zu entschlüsseln und den Sinn der komplexen Angaben zu erfassen, sekundar hat diese bier geschilderte Arbeit im Berufsleben des Translators eine primare Aufgabe : dies ist die methodische Aneignung zur ErschlieBung bzw. Entschlüsselung solcher 'fremden' Texte. Als Paralleltexte in der Zielsprache wurden hier die vorstehenden Texte (s. S. 239) ausgesucht. Diese Paralleltexte in der deutschen Sprache verhelfen dazu, die Form und die Sprache der deutschen Ehescheidungsbeschlüsse zu ermitteln, in diesem Sinne die diesbeziiglichen Textsortenkonventionen und Vertextungselemente in der Ziel- sprache zu erkennen und zwecks Wiederherstellung des Zieltextes diese Form und Sprache ins passive bzw. aktive Wissen zu ilbertragen. Desweiteren können anhand solcher Texte speziell auf die einzelnen Studenten zugeschnittene, d.h. spezifisch studentenbezogene ein- oder zweisprachige Terminologiedaten- und Paralleltextbanken erstellt werden. Die funktionelle Übersetzung des Ausgangstextes als Paralleltext sollte zu einem Zeitpunkt vorgenommen werden, nachdern die Studenten sich - in AnschluB an die Arbeit mit einigen Paralleltexten - um die Übersetzung des Ausgangstextes bemüht oder gar diese schon übersetzt haben, damit das einfache Abschreiben, ohne über den Text bzw. über den Ausgangs- und Zieltext zu reflektieren, vermieden werden kann. Als einen dritten und meines Erachtens sehr wichtigen Aspekt bei der Paralleltext- arbeit kommt hinzu, dafi der juristisch-gesellschaftliche Kontext, in dem diese Texte in der Ausgangs- und Zielsprache entstehen, zu befragen sind. Dadurch werden diese Texte als einen Teil der Kultur, die sie hervorgebracht hat, verstanden und werden auch in diesem Sinne von den Studenten rezipiert. Ferner sollte bei diesen Arbeiten auf die Funktion der juristischen Texte eingegangen werden. Juristische Texte, die als beweiskraftige Dokumente gesehen werden, verfügen über mehrere Eigenschaften. Diese sind, denke ich, u.a. die Mehrschichtigkeit174 dieser Texte, die fur den Laien kaum sichtbar ist; z.B. bezogen auf das Gerichtsurteil, hat diese Urkunde zwei oder gar drei Schichten. Ich werde versuchen, das an einem deutschen Gerichtsurteil zu verdeutlichen. Die erste Schicht besteht aus dem 174 Den Begriff 'Mehrschichtigkeit' habe ich im Türkischen unter 'katmanhhk' angefiihrt (s. Teil 3.6.2., s. 101 )242 vorgednickten Wortlaut, die zwehe Schicht ist der in der Verhandlung geschriebene Verhandlungsverlauf, d.h. der Urteilsspruch, ggf. der Tatbestand mit Beweis- aufhahme u.L Die dritte und eigentlich wichtigste Schicht ist die Beglaubigung der Urkunde und der Vermerk iiber die Rechtskraft des Urteils, der zumeist unscheinbar auf Blatt eins, an einer beliebigen freien Stelle aufgedruckt wird. Bei den Gerichtsurteilen bestehen die ersten zwei Schichten zum gröfiten Teil aus Fotokopien, lediglich diese letzte Schicht ist original und demzufolge mit originalem Dienstempel und Unterschrift versehen. Zwar gehört das auch zu Textsortenkonventionen, jedoch mufi bei der Paralleltextarbeit immer wieder darauf hingewiesen werden, da dieser Vermerk sowohl fur das Funktionieren des Ausgans- wie auch des Zieltextes 'lebenswichtig' ist Kann der Übersetzer diese Schichten nicht unterscheiden, bedeutet das ita., daB er nicht imstande ist, das Originale von der Fotokopie zu unterscheiden, wobei der Fotokopie im Rechtswesen keine Beweiskraft zukommt, und demzufolge die Übersetzung auch nicht furMorieien kann. Eine zweite Eigenschaft der juristischen Texte besteht meines Erachtens in der sogenannten 'reaktivierenden und regelnden Funktion' 175, die diese Texte in sich bergen. Denken wir an eine Übersetzung des Ehescheidungsbeschlusses, durch diese Übersetzung wird ein Tatvorgang reaktiviert bzw. geregelt, und zwar je nach Ubersetzungskontext wird diese Übersetzung entweder die Formalitaten fur eine neue EheschlieBung in Gang setzen, öder es geht um die Regelung des Sorgerechts öder der Unterhaltszahlung, oder gar um die Einbürgerung in den deutschen Staatsverband. Das gleiche gilt selbsrverstândlich fur den originalen EhescheidungsbeschluB, der in der Ausgangssprache irgendwelche Formalitaten in die Wege leitet. Durch das Original (Ausgangstext) werden die Rechtsgeschâfte in der Ausgangskultur, durch die übersetzung (Zieltext) die Rechtsgeschâfte in der Zielkultur in Gang gesetzt und geregelt Eine dritte und fur die Übersetzung wichtige Funktion der juristischen Texte im Übersetzungsbereich ist die Funktion der 'Gruppenhaftigkeit'176. Werden Übersetzungen vorgenommen, so sind diese zumeist im Rahmen eines gröBeren Umfangs anzufertigen, d.h. in unserem Fall, wird nicht nur die Übersetzung des Ehescheidungsbeschlusses angefordert, es werden zumeist weitere Unterlagen in 175 auf Türkisch 'Zincirleme İşlev', s. 3.6.1. (s. 99) 176 leh habe das im Türkischen unter 'Grupsallık Özelliği' im Teil 3.6.3.(s. 102) abgehandelt.243 Übersetzung angefordert177. Bei unserem Fail, könnte der türkische Ausweis der betreffenden Person, soweit Kinder vorhanden, die Geburtsurkunden der Kinder, die Wohnsitzbescheinigungen der Grofîeltern, die die in der Türkei verbliebenen Kinder versorgen, mit übersetzt werden, was aber nicht heiBt, daB aile diese Unterlagen durch den gleichen Übersetzer übersetzt werden. Demzufolge hat der Übersetzer des Ehescheidungsurteils - will man ihn einen kompetenten Übersetzer (Kommunikationsfachmann) nennen - diese Aspekte zu beachten, und um die Funktion des Zieltextes im Zielland zu gewahrleisten, ggf. den Aufitraggeber nach 'unklaren' Stellen im Ausgangstext zu durchfragen öder gar weitere Unterlagen für die ErschlieBung dieser Stellen anzufordern. Desweiteren haben 'Paralleltexte' im Ubersetzungskontext eine wechselseitige Eigenschaft, d.h. sie können jederzeit anstelle des Ausgangstextes treten. in unserem Fail könnte die Übersetzung des deutschen Scheidungsbeschlusses angefordert werden, in diesem Fall ware der türkische GerichtsbeschluB ein Paralleltext in der Zielsprache. Mit Paralleltexten kann man auch sehr gut 'parallel' arbeiten, d.h. wahrend der Zieltext erschlossen wird, kann man sowohl mit Paralleltexten (bei unserem Beispiel z.B. Gesetzesparagraphen über die Ehescheidung, die im EhescheidungsbeschluB aufgeführt werden ) in der Ausgangssprache, wie auch mit Paralleltexten in der Zielsprache arbeiten. Der Didaktiker, der mit den Paralleltexten arbeitet, sollte sich dieser Funktionen der Paralleltexte bewufit sein, und desweiteren die Eigenschaften der juristischen Texte im besonderen, der Textsorten im allgemeinen immer wieder vors Auge fuhren, da diese Texte im Makrokontext ihrer Funktionen und Eigenschaften in der Ausgangs- und Zielkultur existieren können. 177 Ein anschauliches Beispiel ist die Gründung einer auslândischen Firma im Inland. In diesem Rahmen werden in beide Sprachenrichtungen Vollmachten, Satzungen, Auszüge aus den Handelsregister etc. übersetzt, und es fallen auch Dolmetschtatigkeiten bei den Notaren, Industrie- und Handelskammem und Handelsregistern an. Diese Auftrâge werden jedoch nicht immer von dem gleichen Übersetzer erfüllt244 Diese Paralleltexte müssen selbstversündlich nicht aile auf einmal eingesetzt werden, sie werden nach Bedarf, der sich an dem Wissenstand der Studenten orientiert, herangezogen. AbschlieBend möchte ich zusammenfassen, dafi sâmtliche Paralleltexte in der Ausgangs- und Zielsprache und die Arbeit mit diesen Paralleltexten dazu dienen, im besonderen den Ausgangstext und den Zieltext zu erschlieBen, den Zieltext skoposadaquat zu produzieren und im allgemeinen, den Studenten die Methode der Arbeit mit Paralleltexten anzueignen, damit sie in ihrem weiteren Studium und in der Berufspraxis bei der Zieltextproduktion imstande sind, diese Methode selbst anzuwenden. Es war ein langer Weg bis hierher. Ich hatte aber sehr liebenswerte Weggefahrten. Meine Auftraggeber, die Kollegen, die Studenten und meine Familie haben mir immer wieder geholfen, auf die richtige Route zu kommen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich besonders bei einem Begleiter bedanken. In diesem Sinne gilt mein Dank vor allem meinem Gutachter, Dr. Turgay Kurultay, der mir bei der Verwirklichung dieser umfangreichen Studie immer zur Seite gestanden hat. Er machte mich ggf. auf die einschlâgige Literatür aufmerksam und war vor allem stets zur Diskussion bereit. Deswegen möchte ich die Zusammenfassung meiner Dissertation mit dem Schlufiwort beenden, das er für seine eigene Dissertation verwendet hat. : ”Die Quintessenz dieser Arbeit und alter Übersetzungsdidaktik harın wie folgt formuliert werden : der Übersetzungsunterricht ist nur solange und in dem Mafie eine Lehrtâtigkeit, wenn die Dispositionen der zweisprachigen Lernenden bewufit gelenkt werden können" (Kurultay 1989).

Benzer Tezler

  1. Çeviri dersinde yapılaşma (uygulama sorunları-yöntem önerileri)

    Strukturierung im übersetzungsunterricht (probleme der praxis-vorschlage zur methodik)

    A. TURGAY KURULTAY

    Doktora

    Türkçe

    Türkçe

    1989

    Eğitim ve Öğretimİstanbul Üniversitesi

    Alman Dili ve Edebiyatı Bilim Dalı

    PROF.DR. ŞARA SAYIN

  2. Almanca teknik metinlerin Türkçeye çevirisinde ortaya çıkan çeviri güçlükleri ile teknik çevirinin çeviri eğitimindeki yeri ve önemi

    Schwierigkeiten beider übersetzung technischer texte aus dem deutschen ins Türkische und die rolle und bedeuting der technischen übersetzungin der übersetzerausbildung

    FİLİZ AKSÖZ

    Doktora

    Türkçe

    Türkçe

    2005

    Alman Dili ve EdebiyatıMersin Üniversitesi

    Alman Dili ve Edebiyatı Ana Bilim Dalı

    PROF.DR. VURAL ÜLKÜ

  3. Uygulamalı İngilizce çevirmenlik programlarında çeviride bilgi teknolojilerinin yeri üzerine bir betimleme

    Describing the place of translation technologies in applied English translation programs

    TUĞCE APAYDIN

    Yüksek Lisans

    Türkçe

    Türkçe

    2021

    Mütercim-Tercümanlıkİstanbul Üniversitesi

    Çeviribilim Ana Bilim Dalı

    DR. ÖĞR. ÜYESİ SİNEM CANIM ALKAN

  4. From 'theory versus practice' to 'theory in practice'

    'Kuram ile uygulama arasında karşıtlık oluşturan' yaklaşımdan 'uygulamadaki kuram ' yaklaşımına

    AYŞE FİTNAT ECE

    Yüksek Lisans

    İngilizce

    İngilizce

    1998

    Eğitim ve ÖğretimBoğaziçi Üniversitesi

    Çeviribilim Ana Bilim Dalı

    PROF. DR. IŞIN ÖNER BENGİ

  5. Acquisition de la compétence de compréhension dans l'enseignement de la traduction

    Çeviri eğitiminde anlama yetisi edinimi

    SAİME EVREN KÖYLÜ BAYDEMİR

    Doktora

    Fransızca

    Fransızca

    2015

    Eğitim ve ÖğretimGazi Üniversitesi

    Fransız Dili Eğitimi Ana Bilim Dalı

    PROF. DR. NEVİN HADDAD